Wie schaffe ich den Wiedereinstieg?

Wiedereinstieg ins Kajak mit der Cowboy-Methode

Nein, in diesem Blog geht es nicht um den Wiedereinstieg in den Kanusport nach dem Lockdown, sondern mit welcher Technik man nach einer Kenterung wieder ins Boot zurückgelangt.

Klar, am besten ist es, wenn man nicht kentert oder sich mit der Eskimorolle wieder hochdreht. Da niemand davor gefeit ist, mal zu kentern und nicht alle die Eskimorolle beherrschen oder diese mal misslingen kann, macht es Sinn einen Plan B zu haben. Rettungstechniken gibt es unterschiedliche und oftmals ist jeder Paddler überzeugt, dass seine Technik die beste ist. Das stimmt mehrheitlich sogar, denn wie so vieles beim Kanusport kommt es auf die individuellen Voraussetzungen an. Eines ist auf jeden Fall sicher: Es ist viel einfacher, wenn man nicht allein unterwegs ist. Einige Partner- und Solo-Rettungsmethoden beschreibe ich im Folgenden.

Partner-Rettung
Eskimo-Rettung: Diese Variante der Rettung braucht etwas Nerven und ein gut funktionierendes Team. Wenn es gelingt, ist es aber eine kräftesparende Variante der Rettung. Der Gekenterte bleibt unter Wasser im Boot und streckt die Hände seitlich am Boot nach oben in die Luft. Der Partner fährt mit dem Spitz seines Kajaks zur Hand des Gekenterten und dieser richtet sich mit der Rolle wieder auf. Da wir Menschen unter Wasser bekanntlich nicht all zu lange überleben können, muss das sehr schnell gehen.

Heel Hook: Dies ist eine beliebte und gut funktionierende Variante für den Wiedereinstieg, wenn man mindestens zu zweit ist. Der Gekenterte liegt im Wasser seitlich an seinem Kajak auf Höhe der Lucke. Der Partner kommt von der anderen Seite parallel ans wieder aufgedrehte Kajak in entgegengesetzter Blickrichtung. Er lehnt sich über das Kajak des Gekenterten und hält sich – zum Stabilisieren des Kajaks – daran fest. Der Gekenterte steckt ein Bein in die Lucke, hält sich an der Rundumleine seines Kajaks oder noch besser an der Rundumleine vom Kajak des Retters und zieht sich auf das Heck seines Kajaks, bis er dem Bauch auf dem Heck liegt. Dann steigt er mit dem zweiten Bein in die Lucke und dreht sich in die korrekte Sitzposition. Ein gutes Anschauungsbeispiel findet ihr unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=j-zpJQeiaNc
Natürlich ist es bei dieser Variante auch möglich, von hinten ins Kajak steigen (siehe Cowboy-Einstieg).

Schöpfmethode: Diese Methode eignet sich vor allem bei geschwächten Paddlern. Der Nachteil ist, dass Boot sehr stark mit Wasser vollläuft. Der Retter begibt sich wie beim Heel Hock parallel zum Kajak des Gekenterten und kantet dieses nach aussen auf. Der Gekenterte setzt sich ins Kajak und das Kajak wird wieder zurückgedreht mit dem Paddler drin. Allenfalls kann der Gekenterte mit einem Hüftknick mithelfen, das Kajak aufzudrehen.

Solo-Rettung
Reentry Roll: Lange war ich der Meinung, dass diese Variante ein völliger Schwachsinn ist. Inzwischen habe ich meine Meinung etwas revidiert, aber worum geht’s: Ein gekenterter Paddler, welcher aus dem Kajak ausgestiegen ist, begibt sich unter Wasser ins Kajak und dreht dieses mit der Eskimorolle auf. Für mich war nicht logisch, wieso man dann nicht gleich bei der Kenterung eine Eskimorolle macht – ohne auszusteigen – was bedeutend einfacher wäre. Nun habe ich eingangs schon erwähnt, dass eine Eskimorolle mal nicht funktionieren kann und dann wäre dies ein zweiter Versuch. Zudem habe ich gelernt, dass es Paddler gibt, welche einwandfrei eine Eskimorolle machen können, wenn sie darauf vorbereitet sind. Wenn es unvorbereitet passiert, klappt es jedoch nicht.

Cowboy-Einstieg: Seit jeher war das bei uns der Klassiker, denn schon als Jugendlicher lernt man auf diese Weise wieder einzusteigen. Auch heute steige ich noch immer so ins Kajak ein. Ich bin mir aber bewusst, dass dazu ein sehr gutes Gleichgewicht notwendig ist und es mir bei sehr rauer See wohl auch nicht mehr gelingt. Der Gekenterte geht hinten an sein Kajak, drückt das Heck ins Wasser und legt sich bäuchlings auf das Heck. Anschliessend dreht er sich mit dem Kopf Richtung Bug und hält die Beine auf beiden Seiten des Kajaks ins Wasser. Dann zieht er sich auf dem Bauch nach vorne bis zum Sitz des Kajaks, setzt sich auf und rutscht in den Sitz. Nachher werden die Beine ebenfalls in die Lucke gebracht. Auch hierzu gibt es ein gutes Video zum Anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=P9VgFiW92j8v

Wiedereinstieg mit Paddle Float: Ich gebe es zu: Ein Fan von einem Paddle Float bin ich nicht, aber bei rauer See und einer Solofahrt macht es sicherlich Sinn, diese Technik zu beherrschen. Diese Variante funktioniert nur, wenn man ein Paddle Float mit sich führt. Ein Paddle Float ist ein Luftsack oder ein Schaumstoff, welchen man nach der Kenterung am Paddel befestigen kann. Anschliessend steckt man das Paddle mit der Fläche ohne Paddle Float direkt hinter dem Sitz unter die Rundumleine. Boot und Paddel sind dabei im rechten Winkel. Dank dem Paddle Float liegt das Paddel nun stabil auf dem Wasser und funktioniert wie ein Ausleger. Der Paddler stützt sich am Paddel und Boot auf und zieht sich bäuchlings auf das Kajak direkt hinter dem Sitz. Dann kommt zuerst das eine und nachher das andere Bein in die Lucke und der Paddler dreht sich wie beim Heel Hock in die korrekte Sitzposition. Ein entsprechendes Video findet ihr unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=hkj2S4yxoQI

Fazit
Egal welche Wiedereinstiegsvariante ihr bevorzugt: Wichtig ist, dass diese regelmässig geübt wird. Im Ernstfall ist der See meistens nicht flach und das Stresslevel hoch. Dann müssen die Methoden hundertprozentig eingeübt sein. Und wer zum Beispiel ein Paddle Float hat, aber noch nie geübt hat damit wieder einzusteigen, kann sich das Geld auch sparen. Wollt ihr diese Techniken lernen oder verfeinern, dann besucht unsere Seekajak-Kurse (www.kanuwelt.ch/seekajakkurs) oder bucht einen Privatkurs (www.kanuwelt.ch/privatkurse).