Blog: Tiefe und hohe Paddeltechnik im Vergleich

hohe oder tiefe Paddel-Führung

Vielleicht habt ihr schon davon gehört, es gibt zwei unterschiedliche Paddeltechniken. Wieso das so ist, warum es gute Gründe für Beide gibt und weshalb es genügt, eine richtig zu erlernen, lest ihr in diesem Blog.

Was, es gibt zwei verschiedene Paddeltechniken? So lautete meine spontane Reaktion, als ich vor Jahren zum ersten Mal von der tiefen Paddeltechnik gehört habe. Für mich als ehemaliger Wettkämpfer gab es nur eine richtige Paddeltechnik. Das wurde mir schliesslich genug lang eingetrichtert. Einige Jahre später und viel mehr als Freizeit-Kanute unterwegs, verstehe ich wofür eine tiefe Paddeltechnik sinnvoll sein kann.

Die Wettkampftechnik mit der hohen Paddel-Führung
Im Kajak Wettkampfsport gibt es nur die hohe Paddeltechnik. Sie gilt als effizient, kraftvoll und schnell. Das «Hohe» bezieht sich auf die obere Hand (Druck-Arm), welche auf Augenhöhe geführt wird. Der Arm ist dabei leicht angewinkelt. Der untere Arm (Zug-Arm) ist beim Eintauchen vollständig gestreckt und das Paddelblatt wird schnell und komplett direkt neben dem Boot steil ins Wasser getaucht. Während der Zug-Phase wird aus der Schulter (Oberkörper) rotiert, was eine aufrechte Sitzposition erfordert. Der Paddelzug geht nicht gerade am Boot entlang, sondern wird leicht nach aussen geführt. Auf Körperhöhe kommt das Paddel aus dem Wasser und der Zug-Arm wechselt zum Druck-Arm respektive umgekehrt. Eine wichtige Rolle spielt dabei ebenfalls die Beinarbeit. Während der Zug-Phase wird beim Bein auf der Seite des Zug-Arms Druck gegeben. Es kann helfen, sich vorzustellen, man möchte eine Türe aufreissen und setzt den Fuss an die Wand neben der Türe um mehr Kraft aufwenden zu können. Da durch die hohe Paddeltechnik mehr Kraft und Druck auf dem Paddel aufgebaut werden kann, ist die Paddellänge tendenziell kürzer. Je nach Körpergrösse, Kraft und Grösse des Paddelblatts zwischen 200-225cm.

Gemütlich unterwegs mit der flachen Paddel-Technik
Der Unterschied zur hohen Paddel-Führung liegt bei der flachen Paddel-Technik vor allem bei der Druck-Hand. Diese ist tiefer und soll jederzeit unterhalb der Schulter geführt werden. Dabei muss der Paddler sich bewusst sein, dass je tiefer die Hand geführt und somit flacher gepaddelt wird, desto langsamer kommt man voran. Dafür ist weniger Druck auf dem Paddeln und es fühlt sich weniger streng an. Ein gerader Oberkörper, die Körperrotation und die Beinarbeit sollte auch bei der flachen Paddel-Technik angewendet werden. Bei der flachen Paddel-Technik sind die Paddel tendenziell länger bis zu 240cm. Wieso aus meiner Sicht solch lange Paddel weniger sinnvoll sind, erkläre ich sogleich.

Das «Richtige» lernen, den guten Mix anwenden
Gerne gebe ich zu, dass ich, obwohl zur Genüge gelernt, nicht immer die hohe Paddel-Technik anwende. Bin ich sehr lange oder sehr gemütlich unterwegs, erlaube ich mir die angenehmere flache Paddeltechnik. Es geht mir ja dann weniger um das schnelle vorankommen, sondern ums Geniessen der Natur und das Erlebnis. Trotzdem bin ich ein klarer Verfechter, die hohe Paddel-Technik zu erlernen und das machen wir auch so in unseren Kursen (www.kanuwelt.ch/kurse). Denn wer die hohe Paddel-Technik richtig erlernt, verfügt über alles um auch flach zu paddeln. Hingegen wird jemand der nur die flachen Paddeltechnik erlernt hat, nicht einfach so in die hohe Paddeltechnik wechseln können. Diese erfordert nicht nur das Wissen über die korrekte Paddelführung, sondern auch die entsprechende Muskulatur und die bekommt man durch regelmässiges Anwenden. Somit komme ich nochmals zurück auf die Paddellänge. Wer mit einem Paddel von einer Länge über 230cm (in den meisten Fällen schon bei über 220cm) unterwegs ist, kann gar nicht in die hohe Paddel-Technik wechseln. Einerseits weil der Paddler nicht genügend Kraft hat, um diese Länge richtig zu drücken und anderseits vor allem auch, weil es schlichtweg nicht möglich ist, damit hoch zu paddeln.