Blog: AirBnb und ein bisschen Weltpolitik auf dem Wasser

Zwei Airbnb-Kunden unterwegs im Kajak entlang am Bürgenstock.

Was, es gibt ein AirBnB-Übernachtungsangebot auf einem Hausboot? Irgendetwas mit Pfahlbauten? Oder zumindest ein Wasserbett? Nein, nein und nochmals nein. AirBnB bietet seit letztem Jahr in der Schweiz nicht nur Übernachtungen, sondern auch Aktivitäten an. Und da kommt die Kanuwelt ins Spiel.

Neben geführten Wanderungen, Paragliding oder Segelturns kann man in der Umgebung Luzern nämlich auch Paddeln gehen. Die Spielregeln bleiben hierbei gleich wie beim Übernachten: Bezahlt wird im Voraus, es gibt Kundenbewertungen von eins bis zu fünf Sternen und mit den Rezensionen der Kunden kann sich ein Angebot von der Konkurrenz abheben. Glücklicherweise passiert das mit der Kanuwelt.

«This was 100% worth it», «the scenery is absolutely unbeatable» oder «many breathtaking views» steht da geschrieben und bildet auch gleich die Kundschaft etwas ab. AirBnB wurde in den USA gegründet und ist dort ebenfalls stärker verankert wie hierzulande. Das führt dazu, dass zwei Drittel meiner AirBnB-Paddler bisher aus den USA kamen – was nicht wirklich repräsentativ ist, da ich erst drei Touren durchführte. Was aber spannend ist: Es lässt meine Klischees, die ich jahrelang über die Amerikaner mühsam zusammengetragen habe, wortwörtlich über Bord werfen.

Natürlich hört man gefühlt alle zehn Minuten «amazing», «just beautiful» oder ein schlichtes «wow», aber dazwischen lassen sich echt tiefgründige Gespräche führen. Dabei gibt es für mich eine rote Linie, ein Credo quasi: Spreche nie über Politik. Wieso das? Weil ich der Meinung bin, dass wenn man auf diesem Gebiet anderer Meinung ist, es sich ganz schnell miteinander verscherzen kann. Und weil es sich bei der Kanuwelt immerhin um das Unternehmen meines Bruders handelt, sollte ich sorgfältig mit den Kunden umgehen. Diese könnten danach ihren Groll via Rezensionen in die ganze Welt hinausposaunen. Oder noch schlimmer: eine Ein-Stern-Bewertung, der Todesstoss via Knopfdruck in der AirBnB-Gemeinschaft.

Auch dieses Credo habe ich über Bord geschmissen. Es tut hin und wieder ganz gut, andere Meinungen zu hören. Meistens gibt es ohnehin Punkte, in denen man sich finden kann. Oder man erklärt einfach wie die Schweizer Demokratie funktioniert und das Ami-Herz schlägt automatisch höher, weil sie so viel Freiheit nicht mal im «land of the free» kennen. Und Worstcase, wie die Amerikaner so schön sagen, kann man leicht das Thema wieder auf die atemberaubende Landschaft lenken und man umschifft gekonnt den politischen Disput.

Zurück zum Thema. Die Kanuwelt bietet auf AirBnB zwei verschiedene Touren in Buochs an: Die kürzere (ca. 3h) geht am Bürgenstock entlang zur Nas, wo es einen Imbiss gibt; die längere (ca. 5,5h) geht nach Beckenried zu den Wasserfällen bei der Risleten, wo es einen Grillplausch gibt. Von Anfänger bis Fortgeschrittene hat es für alle etwas dabei. Die Gruppengrösse variiert zwischen einer Einzelperson bis zu 10Y Paddler.

Egal wie gross die Gruppe ist und wie gut sie paddeln, die Guides (Lisa., Marina, Michi, Reto und ich) geben gerne individuelle Techniktipps zum Besten. Und die angebotenen Touren gehören tatsächlich zum Schönsten, was der Vierwaldstättersee – und der Kanusport ganz allgemein – zu bieten hat. Es lohnt sich also auf airbnb.ch mal etwas rum zu surfen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit bucht man sich in eine Gruppe Amerikaner rein und kann in der Innerschweiz über Weltpolitik palavern. Wenn man das nicht tun möchte, lassen sich immerhin alte Klischees wie: «Die Amis sind doch alle oberflächlich», in den Tiefen des Vierwaldstättersees versenken.